In der Grazer Dreierschützengasse ist es Dienstagvormittag zu einem Amoklauf an einer Schule gekommen. Es gab mindestens elf Tote und elf, zum Teil Schwerverletzte. Unter den Toten befindet sich auch der mutmaßliche Täter.
Es handelte sich um den schlimmsten Amoklauf in der Geschichte Österreichs. Mehr dazu in Amoklauf beispiellos für Österreich. Um etwa 10.00 Uhr begann der Einsatz in der Dreierschützengasse im Bezirk Lend, mehrere Streifen und auch die Spezialeinheit Cobra waren daran beteiligt. Laut Polizei war der Amoklauf eines ehemaligen Schülers des BORG Dreierschützengasse Grund für den Einsatz. Die Schule bleibt bis auf Weiteres geschlossen, kündigte Bildungsminister Christoph Wiederkehr (NEOS) bei einer Pressekonferenz in Graz an.
Details zu den Opfern und dem Amokschützen
Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) sprach am Nachmittag bei der Pressekonferenz in der Landespolizeidirektion Steiermark von insgesamt zehn Toten. Neben dem Amokschützen, der nach der Tat auf einer Toilette der Schule Suizid verübte, sprach Karner von neun weiteren Toten, sechs weibliche und drei männliche Opfer, so Karner. Unter ihnen befanden sich sieben Jugendliche und zwei Erwachsene. Weiters gab es zwölf zum Teil schwer Verletzte.
Dienstagabend teilte die KAGes mit, dass eine dritte erwachsene Person im Landeskrankenhaus Graz an den schweren Verletzungen starb. Es handelt sich um eine Frau. Damit erhöhte sich die Zahl der Toten Dienstagabend auf elf. Bei den Todesopfern handelt es sich somit um sieben Jugendliche und drei Erwachsene.
Einzeltäter aus dem Bezirk Graz-Umgebung
Bei dem mutmaßlichen Täter handelt es sich laut Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) um einen 21 Jahre alten Österreicher aus dem Bezirk Graz-Umgebung. Er war ehemaliger Schüler des BORG Dreierschützengasse, soll die Schule laut Karner aber nicht abgeschlossen haben. Laut Karner handelte es sich um einen Einzeltäter. Am Tatort wurden zwei Schusswaffen sichergestellt, eine Langwaffe und eine Faustfeuerwaffe, beide Waffen soll der mutmaßliche Täter laut Karner legal besessen haben soll. Er sei bisher nicht amtsbekannt gewesen, sagte Karner. Die Polizei nahm mittlerweile auch die Ermittlungen zur Motivlage auf.
Gedenkgottesdienst und Blutspendeaktion
Das Rote Kreuz rief zu einer Sonderblutspendeaktion auf, um die Verletzten versorgen zu können, wie der Leiter des Blutspendedienstes des Roten Kreuzes, Christian Steinscherer, sagte.
Die Sonderblutspendeaktionen fanden Dienstagnachmittag im Jugendgästehaus in der Idlhofgasse in Graz, in Bärnbach im Volkshaus und in Langenwang statt. Im Grazer Dom findet am Dienstag um 19.00 Uhr ein Gedenkgottesdienst statt.
Die Polizei bat die Bevölkerung, den Bereich rund um die Schule zu meiden und den Sicherheitskräften Folge zu leisten. Auch wurde dringend dazu aufgerufen, privat zugespielte Videos vom Tatort nicht in sozialen Netzwerken zu veröffentlichen, sondern direkt der Polizei zur Verfügung zu stellen. Dafür wurde vom Ministerium eigens eine Upload-Plattform eingerichtet, über die Videos zu Beweiszwecken hochgeladen werden können. Hinweise oder sonstige Wahrnehmungen werden auch bei jeder Polizeidienststelle entgegengenommen.
Veranstaltungen in Graz und der Steiermark abgesagt
Für die Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ) ist die tödliche Attacke eine „furchtbare Tragödie“. Bei einer Pressekonferenz in der Landespolizeidirektion Steiermark in Graz kündigte Kahr an, dass die Stadt alle Betroffenen unterstützen werde. Alle Veranstaltungen in dieser und in der nächsten Woche in der Landeshauptstadt seien abgesagt worden, so Kahr. Auch Landeshauptmann Mario Kunasek (FPÖ) teilte mit, dass steiermarkweit für die nächsten drei Tage alle Veranstaltungen abgesagt werden. Mehr dazu in Flut an Absagen von Veranstaltungen.
Hunderte Kräfte waren im Einsatz
Die Evakuierung des Schulgebäudes war gegen 11.30 Uhr abgeschlossen, gegen Mittag galt die Lage als gesichert. Die Schüler und Lehrer wurden vorübergehend in der Helmut-List-Halle untergebracht. Diese soll auch in den nächsten Tagen Ort für die Betroffenen sein, um hier gemeinsam zu trauern, sagte Bildungsminister Wiederkehr. Laut Rotem Kreuz standen Dienstagmittag 160 Mitarbeiter mit 65 Fahrzeugen im Einsatz, um die Betroffenen zu versorgen, das Kriseninterventionsteam stand mit 30 Helfern bereit. Das Rote Kreuz betreute in der ASKÖ-Halle 200 Eltern und Angehörige sowie 300 Schüler in der Helmut-Liszt-Halle. Die Polizei war mit rund 300 Kräften im Einsatz.
Hilfe für Betroffene und bei Suizidgedanken
Für Menschen in seelischen Ausnahmezuständen gibt es Anlaufstellen, die rasch und unkompliziert Hilfe anbieten. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Hilfsangebote für von Gewalt betroffene Frauen, aber auch für Männer, die Rat brauchen.
- Telefonseelsorge: Tel. 142 (ohne Vorwahl)
- Rat auf Draht: Tel. 147 (ohne Vorwahl)
- „Reden wir!“ – Steirisches Hilfetelefon: 0800 20 44 22
- Frauenhäuser Steiermark: 0800 202017
- PsyNot: 0800 44 99 33
- Schuldnerberatung: (0 316) 37 25 07
- Männernotruf: 0800 246 247
- Männerinfo-Krisenhotline: 0800 400 777